Die Läufigkeit bei der Hündin (auch als Hitze bezeichnet) ist Teil ihres natürlichen Fruchtbarkeitszyklus. Unter dem Einfluss weiblicher Geschlechtshormone reifen in wiederkehrenden Abständen Eizellen in den Eierstöcken heran – wird die Hündin dann von einem Rüden gedeckt, kann sie trächtig werden. Die beteiligten Hormone rufen dabei verschiedene körperliche und psychische Veränderungen hervor: Typische körperliche Anzeichen für die Läufigkeit bei Hündinnen sind zum Beispiel ein geschwollener Schambereich und blutiger Scheidenausfluss. Auch das Verhalten kann sich während der Hitze ändern: Unruhe oder ein schlechterer Gehorsam können auftreten. Wie oft eine Hündin läufig wird, kann variieren. Bei den meisten geschlechtsreifen Hündinnen tritt die Hitze zweimal im Jahr auf, bei manchen Artgenossinnen nur einmal im Jahr.
Wie läuft die Läufigkeit bei einer Hündin ab?
Wenn eine Hündin läufig wird, lassen sich verschiedene Phasen unterscheiden. Im Allgemeinen stellt sich der Ablauf der Läufigkeit wie folgt dar:
- Vorbrunst (Proöstrus): Die Schamlippen (Vulva) der Hündin schwellen in dieser Phase sichtbar an, und es tritt meist blutiger Vaginalausfluss auf. Rüden zeigen deutliches Interesse an der Hündin, Annäherungsversuche werden jedoch von der Hündin abgelehnt. Die Vorbrunst dauert oft rund neun Tage, kann aber zwischen drei und 17 Tage variieren.
- Brunst (Östrus): In dieser Phase wird die Hündin deckbereit, es finden mehrere Eisprünge statt, meist zwischen dem zweiten und vierten Tag. Nun lässt die Hündin Deckversuche von Rüden zu. Bei Druck auf den hinteren Rücken bleibt die Hündin stehen und winkelt die Rute zur Seite, weshalb die Phase auch als Standhitze der Hündin bezeichnet wird. Die Vulva ist nun weniger geschwollen, und der Scheidenausfluss wird schleimiger und weniger blutig. Die Brunst kann wenige Tage, aber auch bis zu drei Wochen andauern, im Durchschnitt besteht sie für etwas mehr als eine Woche.
- Nachbrunst (Metöstrus): In diesem neun bis zwölf Wochen dauernden Zeitraum klingen die Anzeichen der Läufigkeit ab. Die Eierstöcke produzieren in dieser Phase vermehrt das Gelbkörperhormon Progesteron. Bei manchen Hündinnen schüttet die Hirnanhangdrüse zusätzlich das Hormon Prolaktin aus – dann entwickelt die Hündin Anzeichen einer Scheinträchtigkeit, also beispielsweise geschwollene Zitzen und Verhaltensänderungen.
- Ruhephase (Anöstrus): Dieser Zeitraum der sexuellen Ruhe dauert bei vielen Hündinnen zwischen fünf und sieben Monate, mitunter auch länger. Es lassen sich keine Läufigkeitszeichen feststellen, und Rüden zeigen kein sexuelles Interesse an der Hündin.
Übrigens: Auch wenn der blutige Scheidenausfluss beim Hund möglicherweise an die Periode des Menschen erinnert, steht dahinter eine andere biologische Ursache: Ist nach dem Eisprung keine Befruchtung erfolgt, wird bei der menschlichen Periodenblutung die Gebärmutterschleimhaut abgestoßen, das heißt, es kann zu dieser Zeit keine Schwangerschaft eintreten. Im Gegensatz dazu blutet eine Hündin in ihrer fruchtbarsten Zeit, weil die Gebärmutter dann sehr stark durchblutet ist und geringe Mengen Blut aus den Gefäßen austreten können.
Ab wann wird eine Hündin läufig?
Meist tritt die erste Läufigkeit einer Hündin im Alter zwischen sechs und 24 Monaten auf. Damit ist der Zeitpunkt individuell recht variabel. Der Zeitpunkt der ersten Läufigkeit wird etwa von der Größe der Rasse beeinflusst:
- Bei Hündinnen kleiner Rassen ab dem sechsten Lebensmonat
- Bei mittelgroßen Rassen zwischen dem neunten und 13. Lebensmonat
- Bei großen Rassen zwischen dem ersten und zweiten Lebensjahr
Doch Achtung: Wenn du bislang keine typischen Anzeichen wie eine Läufigkeitsblutung bei deiner Hündin bemerkt hast, heißt das nicht zwingend, dass sie noch nicht läufig war! Es ist möglich, dass eine Läufigkeit unbemerkt abläuft – dies wird auch als stille Läufigkeit bezeichnet.
Wie lange ist ein Hund läufig und blutet?
Wie lange und wie stark eine Hündin blutet, kann verschieden sein: Während manche kaum blutigen Scheidenausfluss zeigen, verlieren andere über eine oder auch zwei Wochen ständig blutige Tröpfchen. Aber wie lange dauert die gesamte Läufigkeit einer Hündin? Im Durchschnitt sind Hündinnen rund drei Wochen lang läufig, wenn man Vorbrunst und Brunst zusammenrechnet. Allerdings kann die Dauer der Läufigkeit bei Hunden individuell davon abweichen.
Was muss ich beachten, wenn meine Hündin läufig ist?
Deine Hündin wird läufig und du fragst dich vielleicht, was du tun kannst, um sie sicher durch diese Zeit zu begleiten. Sofern deine Hündin keine Welpen bekommen soll, halte unkastrierte Rüden von deiner läufigen Hündin fern. Außerdem ist es ratsam, deine Hündin während der Läufigkeit bei Spaziergängen immer an der Leine zu führen, denn in dieser Zeit folgt sie möglicherweise nicht auf deinen Ruf und verhält sich anders als gewohnt. Bei den meisten Hündinnen kommt es während der Läufigkeit zu blutigem Scheidenausfluss – um zu Hause Flecken zu vermeiden, ist eine sogenannte Läufigkeitshose nützlich. Sie sitzt ähnlich wie eine Babywindel und ist in verschiedenen Größen erhältlich. Es kann außerdem sinnvoll sein, deiner Hündin auch draußen ein Läufigkeitshöschen anzuziehen, da es Deckversuche von Rüden verhindern kann.
Scheinträchtigkeit und Probleme rund um die Läufigkeit
Mitunter berichten manche Hundehaltende, dass ihre Hündin nach der Läufigkeit scheinschwanger sein. Eine solche Scheinschwangerschaft beim Hund – Fachleute sprechen von Scheinträchtigkeit – kann drei Wochen bis drei Monate nach der Läufigkeit auftreten. Ähnlich wie bei einer echten Trächtigkeit vergrößern sich die Milchdrüsen der Hündin und es ist auch möglich, dass sich Milch bildet. Zusätzlich verhält sich eine scheinträchtige Hündin oft so, als hätte sie Junge bekommen: Sie schart möglicherweise zahlreiche Stofftiere oder Spielzeuge um sich und umsorgt diese in ihrem Hundebett, das ihr nun als Nest dient. Die Ursachen der Scheinträchtigkeit sind hormonell bedingt: Nach den Eisprüngen steigt zunächst das Hormon Progesteron (Gelbkörperhormon), das den Organismus auf eine mögliche Trächtigkeit vorbereitet. Bleibt diese jedoch aus, sinkt der Progesteron-Spiegel und die Menge des Hormons Prolaktin steigt an. Unter dem Einfluss von Prolaktin kommt es schließlich zur Vergrößerung der Milchdrüsen und zur die Milchbildung. Eine Scheinschwangerschaft kommt bei kleinen Hunderassen häufiger vor als bei großen.
Dieser Zustand ist zwar an sich keine Krankheit, jedoch kann er für die Hündin sowohl körperlich als auch psychisch belastend sein, weshalb du tierärztlichen Rat einholen solltest.
Bei manchen älteren unkastrierten Hündinnen kann es nach dem Ende der Läufigkeit zu einer Vereiterung der Gebärmutter (Pyometra) kommen. Ein typischer Zeitpunkt ist etwa zwei Wochen bis vier Monate nach der letzten Läufigkeit. Während der Hitze der Hündin ist der Gebärmutterhals offen, sodass Bakterien von der Scheide in die Gebärmutter einwandern können. Unter dem Einfluss des Gelbkörperhormons Progesteron, das nach der Läufigkeit dominiert, schließt sich der Gebärmutterhals. Dann können sich eingedrungene Bakterien in der Gebärmutter stark vermehren und Eiter bilden. Zu den häufigen Symptomen bei der Hündin zählen dann zum Beispiel:
- Mattigkeit
- Fieber
- Starker Durst
- häufiges Urinieren
- Umfangsvermehrung des Bauchs
- Ggf. blutiger oder eitriger Scheidenausfluss
- Bauchschmerzen
Wenn eine Hündin blutet, ohne dass eine Läufigkeit besteht oder andere der genannten Symptome bestehen, ist immer tierärztliche Hilfe gefragt.
Quellen:
Kohn, B. et al.: Praktikum der Hundeklinik, Thieme Verlag, 12. Auflage 2018
Concannon, P.W.: Reproductive cycles of the domestic bitch. Department of Biomedical Sciences, College of Veterinary Medicine, Cornell University, Ithaca, NY 14850, USA, October 2010
Reproductive cycles of the domestic bitch - ScienceDirect